Bühnen
für Blumen
Veronika Tsukamoto inszeniert das Angebot im Hanaya mit Freiräumen und konzentriert sich am liebsten auf das, was sie am besten kann: die Arbeit mit den Blumen.
Es war ein schöner Zufall, dass Monika Laib die Ginkgo-Filiale in St. Gallen genau dann in neue Hände geben wollte, als Veronika Tsukamoto eine neue Herausforderung suchte. Letztere hatte das Geschäft im beliebten Rotmonten-Quartier bereits einige Jahre geleitet. «Sonst wäre ich wahrscheinlich weitergezogen», erzählt die 36-Jährige in einem schmucken kleinen Café unweit ihres Blumengeschäfts.
Mit 18 Jahren zog sie nach ihrer Lehre in Herisau (AR) nach Bern, um bei Blumen Maarsen zu arbeiten. In dieser Zeit habe der damalige Patron Christiaan Maarsen oft zu ihr gesagt: Getrauen Sie sich! Und das hat sie seither immer wieder getan. Als sie eine Saisonstelle in Davos annahm, in St. Moritz arbeitete, ohne grosse Französischkenntnisse in Genf anheuerte, an Meisterschaften teilnahm (und die Swiss Skills gewann) oder die Meisterprüfung absolvierte. Und natürlich, als sie 2017 nach Japan aufbrach, um sich vor Ort in Ikebana, die traditionelle japanische Blumenkunst, zu vertiefen.
Die Summe aller Erfahrungen
Ihr Abstecher nach Kyoto sollte ein Jahr dauern. Der Liebe wegen verlängerte sie ihren Aufenthalt und arbeitete in einem lokalen Blumengeschäft. «Zu Beginn konnte ich weder Japanisch lesen noch schreiben oder reden», erinnert sie sich. Aber wie schon in Genf packte sie einfach mit an und lernte die Sprache über das Gehör. Das funktioniere sehr gut, weil die Floristik vor allem ein visueller Beruf ist. So lernte sie von ihren japanischen Berufskolleginnen und -kollegen nicht nur Japanisch, sondern auch neue Techniken. «Am Schluss habe ich die Kundschaft bedienen können!»
Dreieinhalb Jahre später kehrte sie als Veronika Tsukamoto mit Ehemann Koji in die Schweiz zurück. Es sei ihr nicht nur leicht gefallen, Japan zu verlassen. Aber das Leben und das Arbeiten sei für sie einfacher in der Heimat. «Ich habe meine Familie und das ganze Netzwerk hier.» Sie und Monika Laib kannten sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Blumenpuls, einem Team von Floristikprofis, welches für den Floristenverband diverse Projekte umsetzte. Dass bei ihrer Rückkehr im Ginkgo St. Gallen eine Stelle auf sie wartete, habe sie sehr entspannt. «Es hat das Heimkommen und den Neustart in der Schweiz sehr angenehm gemacht», sagt sie.

In St. Gallen scheint sie nun angekommen zu sein. Aus Ginkgo wurde Hanaya – Blumengeschäft auf Japanisch – und im August 2024 feierten sie und ihr Team Eröffnung. «Ich vereine hier sämtliche Erfahrungen, die ich in all den spannenden Blumengeschäften sammeln konnte. Nicht nur jene aus Japan», sagt sie. Eine reduzierte Ästhetik entspricht Tsukamoto und im Hanaya bricht sie bewusst mit dem Gesetz der Warenfülle. «Wir lernen, dass es sie braucht», sagt sie. «Aber mir wird es schnell zu viel, wenn es zu voll ist», sagt sie. Die Klarheit des freien Raums gefällt ihr und sie mag es, wenn alles seinen Platz hat.
Alles kommt zur Geltung
Sie habe nichts gegen Üppigkeit, aber die Mischung müsse stimmen. «Wenn alles nur fein und aufgelöst ist, verliert sich die Wirkung.» Es brauche Ruhe und Kontrast. Veronika Tsukamoto konnte schon als Filialleiterin des Ginkgos ihren Stil einfliessen lassen. Seit sie das Geschäft besitzt, setzt sie ihn kompromissloser um. Mit Freiräumen schafft sie Bühnen für einzelne Blumen oder spezielle Objekte. Letztere haben meistens etwas mit den Blumen zu tun: wie die Blumentragtaschen aus Leder, die verschiedenen Blumenscheren, die Vasen aus dem 3D-Drucker …
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